Das Deutsche Glockenmuseum e.V. freut sich über einen Neuzugang in seiner Sammlung, mit dem ein Stück Glockenhistorie aus der Zeit der Industrialisierung dokumentiert werden kann.
Als Dauerleihgabe wurde ihm von Herrn Pfarrer Dr. Matthias Friske (Salzwedel) eine Glocke aus den Anfängen des Stahlformgusses überlassen. Das Instrument wurde im Jahre 1854, dem Gründungsjahr des Bochumer Vereins für Bergbau und Gussstahlfabrikation, dessen Vorläufer die Gussstahlfabrik Mayer & Kühne gewesen war, in Bochum gegossen. Erhalten ist die Glocke mit ihrem originalen Holzjoch und Klöppel.
Die Glocke ist die erste Glocke des Kirchhauses von Fürstenberg bei Bad Wünnenberg. Kirchhäuser waren zu damaliger Zeit die Gottesdiensträume der evangelischen Gemeinden in dieser katholischen geprägten Region. Darin gab es einen großen Gottesdienstraum und eine Wohnung für den jeweiligen Pfarrer. Jenes in Fürstenberg wurde 1854 gebaut und zu dessen Errichtung die Gussstahlglocke angeschafft. Das Instrument wurde bis in die 1960er Jahre genutzt und dann gegen zwei Bronzeglocken ausgetauscht. Im Jahre 2018 wurde das Kirchhaus schließlich verkauft.
Mit den frühen Gussstahlglocken ist unmittelbar die Erfindung des modernen Stahlformgusses in der Zeit der deutschen Industrialisierung verbunden. Einen kleinen Einblick gibt dazu die nachstehende Dokumentation „Stahlkrieg an der Ruhr“.
Das Deutsche Glockenmuseum e.V. dankt Herrn Pfarrer Dr. Matthias Friske für die großzügige Überlassung dieser Dauerleihgabe, die ab sofort in den Räumen unseres Kooperationspartners, dem Westfälischen Glockenmuseum in Gescher, präsentiert wird.
Weiterführende Literaturempfehlung aus der jüngsten Publikation des Deutschen Glockenmuseums:
Theo Halekotte und Gerhard Best: Die ältesten Gussstahlglocken der Welt? – Zur Überprüfung einer beliebten Zuschreibung und zur Typisierung früher Gussstahlglocken. In Jahrbuch für Glockenkunde, 33.-34. Band 2021/2022, S. 239-252.