Im Zuge der Energiekrise stehen viele Kirchengemeinden vor der Frage, wie die laufenden Kosten für Elektrizität und Heizung angesichts der stark steigenden Preise möglichst gering gehalten werden können. Neben dem Ausschalten der Kirchenbeleuchtung und dem Herabsenken der Raumtemperatur in der kalten Jahreszeit ist mitunter auch der Vorschlag zu hören, das Glockenläuten zu reduzieren, um so Strom zu sparen.
Das Deutsche Glockenmuseum weist darauf hin, dass mit dem elektrischen Läuten der Glocken nur ein minimaler Energieverbrauch verbunden ist. Mit den Kosten des Glockenläutens hatte sich bereits vor zwölf Jahren unser Vereinsmitglied Matthias Braun in einem kurzen Beitrag im Jahrbuch für Glockenkunde 21/22 (2009/10) auseinandergesetzt. Schon damals war jenseits einer Energiekrise deutlich ersichtlich, dass Stromsparen durch weniger Läuten keinen nennenswerten Effekt erzielt. Ursprünglich war das elektrische Läuten eingeführt worden, da es günstiger war als die Entlohnung der Mannschaften für das händische Läuten. Eine moderne elektrische Läutemaschine mit herkömmlichem Kettenantrieb nutzt die Energie der schwingenden Glocke und fügt nach jedem Anschlag lediglich einen kurzen Impuls hinzu, damit die Glocke ihre Schwunghöhe beibehält. Demnach wird analog zum Start eines Flugzeugs oder beim Anfahren eines Automobils der meiste Strom beim Anläuten verbraucht, um die Glocke auf die erforderliche Schwunghöhe zu bringen. Je länger also eine Glocke läutet, um so geringer ist der Stromverbrauch im Verhältnis zur Läutedauer. Berechnungen haben ergeben, dass ein einstündiges (!) Läuten der acht Südturmglocken des Kölner Domes – des schwersten Gesamtgeläuts in Deutschland überhaupt – bei einem Kilowattstundenpreis von 40 Cent Kosten in Höhe von 2,67 Euro verursachen würden. Demnach liegen die Kosten für das fünfminütige Läuten eines durchschnittlichen Pfarrkirchengeläuts im unteren Cent-Bereich – niedrige Kosten für eine Botschaft, die viele Menschen erreicht!